Hintergrund, Inspiration und Übergang nach Mallorca
LaMagazina: Hallo Waltraud, schön, dich hier zu haben. Beginnen wir mit deinem Hintergrund. Was hat dich dazu inspiriert, eine Karriere in der Musik zu verfolgen, und wie hat dein österreichisches Erbe deine Arbeit beeinflusst?
Waltraud Mucher: Ich bin in eine bäuerliche Familie in Kärnten reingeboren, wo ich von Kindesbeinen an viel gesungen habe. Mein Vater Anton Mucher war Kirchenchor-Leiter und Organist und es war eine familiäre Tradition jeden Sonntag, bei allen religiösen Feiertagen, Hochzeiten und Beerdigungen in der Kirche in St. Peter am Wallersberg, Bezirk Völkermarkt, zu singen. Übrigens gibt es noch heute diese Tradition und fast alle meiner Neffen und Nichten, Cousins, Cousinen und Großcousins singen nach wie vor im Familien-Kirchen-Chor. Ich studierte in Graz Schulmusik und Italienisch und für mich war eigentlich eine Laufbahn als Gymnasial -Professorin bestimmt.
Da ich aber das Glück hatte, am Ende meines Studiums einen tollen Gesangslehrer und Pianisten kennenzulernen, setzte ich auf mein Pädagogik-Studium noch ein Gesangsstudium darauf und war ab da nicht mehr zu bremsen. Ich gewann Preise bei internationalen Wettbewerben und man setzte mich mehr und mehr für Konzerte, Rundfunk-CD-Aufnahmen und Uraufführungen ein. Der Weg zur Oper war fast selbstverständlich und führte mich an mehrere Opernhäuser in Österreich und Deutschland.
LaMagazina: Interessant! Und was hat dich dazu bewogen, nach Mallorca zu ziehen? Wie hat das Leben dort deine musikalische Karriere beeinflusst?
Waltraud Mucher: Meine Karriere als Opernsängerin wäre vermutlich weitergegangen, wenn ich nicht meinen Mann Ralf Gregan, Filmregisseur und Drehbuchautor 2006 kennengelernt hätte und das Leben und die Musik auf Mallorca ab 2008 eine zentrale Stelle einzunehmen begann. Ich wollte freier und unabhängiger leben und die Möglichkeiten erschließen mich hier auf der Insel einzubringen, um mich hier zu verwirklichen, das mir ja auch in den letzten 15 Jahren ganz gut gelungen ist, denke ich.
Veranstaltung von Konzerten und unvergessliche Auftritte
LaMagazina: Kannst du uns von deinen Erfahrungen mit der Ausrichtung von Konzerten in deiner Finca erzählen? Was macht diese Veranstaltungen einzigartig?
Waltraud Mucher: Unsere Finca- Privat-Konzerte sind aus meiner Sicht ein perfektes Zusammenspiel von großartigen internationalen Sängern und Musikern, die auf der Insel einen Namen haben oder gerade auf Konzert- Tour auf Mallorca sind und dem Erleben von einzigartigen open–air Konzerten mit magisch schönen Sunset- Stimmungen auf unserer schönen Finca, inmitten der Tramuntana- Natur mit Blick auf das Meer, ohne störenden Blick auf Nachbarhäuser.
Nicht zu vergessen sind die Konzerte auf dem sogenannten Mirador de Muleta, eine unvergleichlich tolle Aussichtsplattform unweit von unserer Finca gelegen. Der holprige Gehweg dorthin beträgt ca. 14 Minuten aber für dieses kleine Abenteuer wird man dort mit einer Rundum-Aussicht hoch über dem Meer und mit Blick auf den Puig Mayor belohnt. Konzerte mit maximal 3 Künstlern kann ich dort mit meinem Bose S1 – Verstärker und Mikrophonen akustisch auch ohne Strom unterstützen und zum unvergleichlich schönen Ambiente auch akustisch einen optimalen Sound herstellen. Hier finden bis zu 30 Personen Platz und gehen oft mit Tränen in den Augen nach Hause, weil sie so was Schönes noch nie auf der Insel erlebt haben, vor allem weil man sehr häufig auch atemberaubend schöne Sonnenuntergänge dort miterleben kann.
Allen Events ist gemeinsam, dass ich auch immer dafür Sorge trage, dass meine Gäste kulinarisch etwas verwöhnt werden. Je nach Event oder Ankündigung engagiere ich mich oft tagelang – sowohl davor als auch danach – dass meine Konzert-Gäste genug zu essen und zu trinken bekommen. Dass ich dafür ein kleines Entgelt – ohne kommerziellen Hintergedanken – erwarte, liegt auf der Hand.
Ich bin jedoch dennoch weit davon entfernt, aus unserem Heim im Naturparadies eine offizielle und kommerzielle Event-Finca zu machen. Erstens, weil es das Ruhebedürfnis meines Mannes und die Privat-Atmosphäre unserer Finca zu sehr beeinträchtigen würde und zweitens, weil ich für mein Zusammenleben mit meinem Mann sowohl für ihn, als auch für meine eigenen Konzert-Projekte immer genug Zeit und Raum offen lassen möchte.
LaMagazina: Welcher Auftritt in deiner Karriere ist dir besonders in Erinnerung geblieben und warum?
Waltraud Mucher: Mein allererster Auftritt als Alt-Solistin in einer mikrotonalen Kantate beim Festival für zeitgenössische Musik „Styriarte“ in Graz, der allgemeines Staunen hervorrief, weil damals mit 23 Jahren niemand mehr von mir erwartet hatte, dass ich je den Sprung in eine Karriere als Solo-Sängerin schaffen würde. Mein Lieblings- und Stammhaus war später das Staatstheater Cottbus, wo ich die wichtigsten Bühnenrollen interpretierte.
Sehr stolz war ich auf herausragende Partien wie die Carmen, Rosina, Anita, Cherubino…Stolz war ich auch, dass ich den Generalmusikdirektor von Cottbus überreden und mit meiner Hilfe einfädeln konnte, einen Gastauftritt mit der Oper Samson und Dalilah in der Philharmonie Berlin anzunehmen, wo ich die Hauptrolle- eine Lieblings-Partie für Mezzosopranos- sang. Unvergesslich wird mir meine erste große Konzertreise mit einem internationalen Liederabend-Programm nach Taiwan bleiben und die Tatsache, dass ich damals als No-Name wie ein Star behandelt und geschätzt wurde.
Unvergesslich sind für mich auch alle tollen Konzerte, die ich hier auf der Insel erlebt habe. Egal, ob es die Oper King Arthur v. Purcell im Castell de Bellver war und die vielen Konzerte mit dem Ensemble Fundació Studium Aureum, wobei ich besonders Mahlers „Lied von der Erde“ hervorheben möchte oder das Stabat Mater von Rossini in der Kathedrale von Mallorca mit dem Balearen- Symphonie -Orchester und der Capella Mallorquina. Emotional unglaublich intensiv und unvergesslich wird mir eine Serie von Liederabenden auf Mallorca in Madrid und Österreich mit Schubert´s Winterreise bleiben, die ich 2017 mit dem damals noch sehr jungen und unbekannten mallorquinischen Pianisten Magí Garcias aufführte. Heute ist er bereits ein international anerkannter Star als Pianist und Komponist.
Erst vor kurzem habe ich die Jazz-Legende aus Barcelona, den Perkussionisten, Dirigenten, Komponisten und Pianisten Ramón Farran aus Barcelona kennengelernt, der vor 2 Jahren nach Sóller gezogen ist, um hier weiter kreativ zu sein. Einer Einladung der Kirchengemeinde in Sóller folgend, habe ich mit ihm nun schon mehrere bewegende Auftritte erlebt und mit ihm ein besonderes katalanisches Weihnachts-Lied- El cant del´s ocells im Theaterstück das zu 3-König in der großen Kirche in Sóller aufgeführt wurde, zu einem ganz besonderen Erlebnis für das Publikum und für mich selbst gemacht.
Mentoring, Herausforderungen, Erfolge und zukünftige Projekte
LaMagazina: Als erfahrene Künstlerin, welchen Rat bietest du aufstrebenden Künstlern an?
Waltraud Mucher: Ich würde jungen Sängern raten in ihrer Kunst immer ehrlich mit sich selber und mit dem Publikum umzugehen. Sie sollten ihr Handwerk- und ihre Gesangstechnik gründlich studieren und sich nicht zu früh verleiten lassen groß Karriere zu machen. Wenn man einen guten Gesangslehrer gefunden hat, dem man vertrauen kann und der Einen wirklich weiter bringt, sollte man nicht von Pontius zu Pilatus rennen und weitere Mode- Coaches aufsuchen, sondern bei seinem Stammlehrer bleiben so lange es geht und das ureigene Timbre entwickeln.
Allzuoft werden junge Sänger zu schnell verheizt und mit zu schweren Partien überfordert. Einen möglicherweise entstandenen Stimmschaden zu reparieren ist wahnsinnig zeitaufwendig, erfordert viel Geduld und konsequente Diagnose und Behandlung durch gute Lehrer und Therapeuten. Danach hat man im Endeffekt mehr Zeit und Selbstvertrauen verloren, als hätte man noch mit manchen Aufgaben zugewartet und erst die Technik optimiert. Man sollte lernen für sich selbst der beste Stimmlehrer zu werden, immer wachsam, aufmerksam und selbstkritisch seine eigene Entwicklung beobachten lernen.
Ein Klavier, eine Geige, eine Flöte kannst du austauschen, die eigene Stimme jedoch ist einzigartig und kostbar und sollte bis ans Lebensende gepflegt und gehütet werden, auch wenn man wie ich nicht mehr jeden Tag auf einer großen Bühne steht. Der Spirit eines Sängers hält dich jung, ersetzt dir so manche Meditationsübung, oder Gesundheitskur oder Yoga, weil konzentriertes Atmen, Singen, Dehnen und Stimm und- Körperübungen für das Singen aufzubauen wie Meditation und Yoga ist und die eigene energetische Vibration hochhält.
Es ist ein Geschenk die menschliche Stimme so voll entfalten zu können und man sollte als Lehrer dieses Geschenk selbstlos teilen und somit auch zur persönlichen Entfaltung und Entwicklung des singenden Menschen beitragen. Jeder, der von dir das Singen lernen will, öffnet dir in diesem Moment sein Herz und seine Seele und das ist ein kostbares Gut. Dadurch entsteht Aura und Charisma und das ist es, was einen besonderen Sänger ausmacht, wenn er in der Lage ist dein Herz zu berühren und seine Emotionen durch seine Stimme fließen zu lassen.
LaMagazina: Welche waren einige der größten Herausforderungen und Triumphe in deiner Karriere?
Waltraud Mucher: Alle großen Opernrollen wie Carmen, Dalila, Rosina waren jedes Mal eine große Herausforderung aber eine Herausforderung, die man mit großer positiver Spannung und Freude angeht. So gesehen erlebte ich jede schöne und gelungene Vorstellung oder auch ein Konzert wie einen Triumph – wenn ich mit meiner Leistung zufrieden und dankbar war. Ich habe nie das Publikum zum Rasen gebracht vor Begeisterung, ich denke, dass ich in dieser Hinsicht eher zu den bescheideneren und unauffälligeren Sängerinnen gehöre.
Dafür aber bin ich für meine Vielseitigkeit bekannt und es war immer schwer mich in eine Schublade zu stecken. Das ist eine Tatsache, die ich eher mit Schmunzeln bei mir wahrnehme, die aber nicht unbedingt Karriere förderlich war, denke ich. Ich habe sowohl als klassische Konzert-Oratorien und Opernsängerin auf mich aufmerksam machen können, aber nie den ganz großen Durchbruch erlebt.
Möglicherweise wäre ich andernfalls wahrscheinlich auch nie auf Mallorca gelandet? Dafür habe ich aber hier einen tollen Pool mit wunderbaren Musikern aus vielen Sparten für mich gefunden, mit denen ich seit 15 Jahren das Glück hatte außergewöhnliche Konzerte zu gestalten.
Dank meines Mannes, der Filmregisseur ist, aber auch Chansons und Lieder schreibt, habe ich auch die großen Songs und Balladen der Film- und Musical- Diven und die humorvoll bissigen Cabaret-Songs verschiedener Komponisten kennengelernt und interpretiert.
LaMagazina: Gibt es bevorstehende Projekte oder Kooperationen, auf die Sie sich besonders freuen?
Waltraud Mucher: Wie schon gesagt, bereite ich nun mit Akribie mein Chanson-Konzert „Ich lass mich gehen“ vor, das ich auch gerne nach Österreich bringen möchte. Weiters sind bis Sommer in Barcelona, Catalunya und Österreich weitere Auftritte mit dem Programm “ Les Bohemiennes “ geplant.
Unser Programm beinhaltet Zigeunerlieder von Brahms, Dvorak, Bizet und anderen Komponisten, das wir gemeinsam mit der Sopranistin Monik Bargallò und der Pianistin Viviana Salisi- Beide aus Barcelona- schon 4x erfolgreich aufgeführt haben. Mehr dazu hier!
Mit meiner Pianistin Suzanne Bradbury werde ich in Bälde ein romantisch, klassisches Lieder- Programm für ein Frühlingskonzert erarbeiten und für die Osterzeit möchte ich mit dem Jazz-Musiker Ramón Farrán ein neues meditatives Programm entwickeln, das sich inhaltlich mit Themen und Liedern gegen Gewalt, Unterdrückung, Krieg und Leid richten soll.
Parallel dazu werde ich, sobald das Wetter wieder stabiler und wärmer wird Konzerte mit tollen Musikern der Insel open-air auf unserem Mirador de Muleta und auf der Finca anbieten. In diesen Planungen möchte ich sehr spontan bleiben und mich von meiner inneren Stimme führen lassen. Also wenn’s passt, wird’s passen – auch ohne lange vorherige Ankündigung und Planung !
Nicht zu vergessen sind meine wöchentlichen Singe-Angebote für alle Menschen, egal ob Sänger oder Nichtsänger, ob Anfänger oder mit musikalischer Vorbildung, die ich in meiner Gruppe MOVICANTO versammle. Jeden Mittwoch – derzeit im Winter um 16 Uhr – wird bei mir auf der Terrasse oder am Mirador der Muleta 90 Minuten gesungen, getanzt, getrommelt und improvisiert. Aber auch Atemtechniken und energetische Stimm- Befreiungs-Übungen sind immer mit dabei. Meine Schüler sollen Spaß haben und nicht Angst davor bekommen, dass sie ihre Töne nicht treffen könnten.
Unser Repertoire ist international, da auch die Teilnehmer aus verschiedenen Ländern kommen. Gesungen wird mindestens in 3 Sprachen, englisch, deutsch und spanisch, immer öfter auch in catalán und französisch. Dabei kommt häufig meine Ukulele, meine selbst gebaute Schamanen-Trommel, meine Gitarre und mein Keyboard zum Einsatz. Da ich auch einen mobilen Lautsprecher und Mikrophone habe, macht es mir auch viel Spaß mit meinen Freunden in die bekanntesten Karaoke- Songs einzutauchen. Mit dem Mikro singen zu lernen ist für so Manche eine spannende Entdeckung, vor der sie anfangs oft zurückschrecken, was sich aber bald legt, sobald sie ihre eigene Stimme als „schön“ wahrzunehmen beginnen.
Alle aktuellen Informationen zu meinen Events findet man auf Facebook und Instagram unter MOVICANTO oder WALTRAUD MUCHER.
Wer in meinem Youtube- Kanal stöbern möchte, findet meine Konzert-Mitschnitte und CD- Aufnahmen in diesem Youtube Kanal
LaMagazina: Vielen Dank, Waltraud, für diese faszinierenden Einblicke in dein künstlerisches Schaffen und deine Zukunftspläne. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und kreative Erfüllung.
LaMagazina: Vielen Dank, Waltraud, für diese faszinierenden Einblicke in dein künstlerisches Schaffen und deine Zukunftspläne. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und kreative Erfüllung.
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